#0185[1095]
Na, da habe ich meinen Lesern und Kommentatoren offenbar eine Steilvorlage geliefert mit meinem letzten Eintrag. Auf der weiten Spielwiese des zugehörigen Kommentarbereichs breiten sich mittlerweile über 50 Anmerkungen und Erklärungen aus… Damit ist das mein bisher mit Abstand am ausgiebigsten diskutierter Blogeintrag, seit dem ich hier auf WordPress schreibe. 🙂
Nightwalker
Gestern lief ich mir nach einer längeren schlechtwetter- und zweitmangelbedingten „Nightwalker“-Pause gleich 15,6 km weit Blasen unter die Fußsohle – einmal von hier aus bis nach „Klein-Arabien“ und wieder zurück. Gegen zehn Uhr abends machte ich mich auf den Weg. Zunächst war das ein zu dieser unchristlichen Zeit völlig einsamer Fuß- und Radweg, der mich fern von Hauptstraßen über in Mondschein gebadete Wiesen und Felder führte. Am Wegrand stand unterwegs eine etwa zwei Stockwerke hohe hölzerne Aussichtplattform, die – wie ich oben angekommen feststellte – keinerlei aufsehenerregendere Aussicht bot, als jene auf die Wiesen und Felder aus ca. sechs bis acht Metern Höhe. Gehölzreihen und Waldränder blockierten jegliche Fernsicht. Offenbar waren hier noch Steuergelder übrig gewesen, die dringend weg mussten… 😉
Weiter ging es an Kuh- und Schweinställen vorbei – ich hörte die Tiere in ihren Gattern randalieren. Ich schreckte auch einen Fasanenhahn auf, der lautstark gackernd davonflatterte, als ich Zigarre rauchend seinen Schlafbusch passierte… Unvermittelt kam ich nach rund einer Stunde in „Klein-Arabien“ an, das sich während meines schnurgeraden Annäherungsmarsches stets hinter einer an einen mondbeschienenen Mittelgebirgszug erinnernden alten Zechenhalde versteckt hatte. Ich hätte besser mal vorher recherchiert, um welche Art Stadtviertel es sich bei der Südstadt von „Klein-Arabien“ handelt, denn ich geriet in ein ziemliches „Ghetto“, das ich in solch einer eher nur mittelgroßen Stadt gar nicht in dieser Weise ausgeprägt vermutet hätte. 🤔
Die auf dem Gelände der alten Zeche von mir (ob der schon minutenlang früher hörbaren Bässe) vermutete Diskothek entpuppte sich als eine Ansammlung von tiefergelegten Luxusschlitten mit aufgeklappten Kofferräumen, die auf einer planierten Brache parkten. Ob deren Eigner die Heckklappen geöffnet hatten, um sich lediglich an orientalischer Mucke aus 800-Watt-Subwoofern zu erfreuen, oder aber zwecks klandestiner Kofferraumgeschäfte – wollte ich gar nicht so genau wissen. Ich ging raschen Schrittes und möglichst unauffällig an der Szenerie vorbei und langte an einer ziemlich abgefuckten Zechenkolonie an. Vor einigen der schmuddelig grauen – aber baulich dennoch recht charmanten – alten Häuschen lag zertrümmerter Hausrat neben ausrangiert vor sich hin rostenden Vehikeln. Etliche Fenster waren mit Brettern vernagelt. In anderen Häusern lebten vermutlich noch ein paar pensionierte Bergmänner oder alte Bergarbeiterwitwen, die „Kohledeputat“ (= Gratis-Kohlelieferungen auf Lebenszeit) erhielten, denn es lag ein fetter Kohleofengeruch über dem Gebiet, der mich sofort an meine frühe Kindheit erinnerte, als diese Art der Hausbeheizung noch deutlich verbreiteter war.
Etwas tiefer in die Stadtrandsiedlung eindringend, belebte sich meine lethargisch-marode Umgebung zusehends. Ganze Straßenzüge waren in orientalischer Hand. Abgehackte arabische Wortfetzen, die immer den Anschein haben, als ob gerade vehement gestritten würde, schallten aus den Häusern. Über die schachbrettmusterartig angelegten Straßen cruisten ein paar Coupés und Stufenhecklimousinen, welche für die Kaufkraft, die diese Gegend ausstrahlte, definitiv zu teuer wirkten… Am Straßenrand parkten zudem auffällig viele Paketdienst-Lieferautos – jetzt weiß ich, wo die ganzen ausgebeuteten „Hermes“ und „DPD“-Fahrer hausen… 😉
Ladenschilder dann nur noch auf Türkisch und Arabisch. Ich wurde von den wenigen, trotz Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt kurz vor Mitternacht noch aushäusig abhängenden, Augenpaaren intensiv gemustert. Zum Glück hatte ich mich fast wie ein Penner angezogen mit meinen alten Winterklamotten, in denen ich meine Läufe durchführe. Ähnlich wie – dort aber beabsichtigt (!) – wenn ich noch nächtlich zu Fuß in eher übleren Gegenden Berlins unterwegs bin… Die Verkleidung wirkte – ich verschwamm nahezu mit der Umgebung. Ein mit einer stacheldrahtbewehrten Art regelrechter „Gefängnismauer“ umgebenes Fußballstadion – davor hingen ein paar suspekte Elemente ab, die mich aber auch geflissentlich übersahen. Seit meiner Zeit in Berlin gehe ich zudem abends nicht mehr unbewaffnet aus dem Haus… Aber es geschah sowieso nichts. Natürlich. „Klein-Arabien“ ist nicht der Berliner Alexanderplatz, wo es mittlerweile tagtäglich drei bis vier Messer-Körperverletzungen migrantischer „Stichlinge“ gibt – gerade erst Anfang dieser Woche wurde dort wieder jemand totgestochen. Deshalb hatte ich auf meiner Tour durch die Südstadt auch keinerlei Angst. Das ist hier nämlich alles zwei Nummern kleiner, als in der Hauptstadt… 😉
Irgendwann kam ich obendrein wieder in der Zivilisation an: „Mercedes-Benz“ leuchtete es in strahlend weißen Riesenlettern von einem Autohaus herunter, vor dem uneingezäunt Gebrauchtwagen standen. Offenbar eine Gegend, wo nicht sofort Ersatzteile abgeschraubt werden…
Meine Wanderung lenkte mich nun entlang einer mit Autohäusern und Tankstellen gesäumten Ausfallstraße zurück in meine ländliche Heimat. Unterwegs auf offener Strecke wurde ich immer schneller und geriet in eine Art Automatik-Modus, schnurgerade ging es hier geradeaus. Dazu war es hier totenstill. Denn der Fußweg säumte nun eine Landstraße mit Vollsperrung:
Ein schönes Gefühl war das dort: Als ob ich der letzte lebende Mensch auf Erden wäre! Normalerweise sind selbst nach Mitternacht fortwährend Fahrzeuge auf einer Landstraße dieser Kategorie unterwegs. Nun war es hier mucksmäuschenstill. Auf einem kurzen Streckenabschnitt durch eine flache Talsenke hörte ich wirklich rein gar nichts, als das leise, leicht schmatzende Tappen meiner mit einer recht starken Dämpfung versehenen Laufschuhsohlen auf dem geteerten Weg. Das letzte Mal empfand ich eine derartige Ruhe, als ich vor etlichen Monaten mitten im „Pfälzerwald“ stand. Ungewöhnlich saubere Luft kam an der abgesperrten Straße auch noch hinzu… Eigentlich hätte ich hier statt auf dem begleitenden Fuß- und Radweg auch mitten auf der Straße spazieren können. Zum Glück nahm ich von dieser Idee doch wieder rechtzeitig Abstand, denn es gab offensichtlich Automobilisten, die wussten dass und wo man trotz der Absperrung dennoch auf die kilometerlang abgeriegelte Piste gelangen konnte: Von hinten brauste irgendein Idiot mit sicherlich deutlich über 200 Sachen über den verwaisten Asphalt heran und eine leichte Druckwelle produzierend an mir vorbei. Tiefergelegter Billigsportwagen japanischer Produktion mit nachträglich hinzugefügten Anbauteilen. Accessoire hiesiger, bildungsferner Jugend orientalischer Originität…
Irgendwann war wieder Ruhe. Mechanisch tappend strebte ich kilometerlang schnurgerade vorwärts durch die Nacht. Irgendwo rief ein Käuzchen. 🦉
Nach etwa zweieinhalb Stunden war ich wieder daheim, Philomena hatte eine nachmitternächtliche Pizza aus dem Ofen gezaubert. Ich laufe gerne durch die Nacht. 🙂
Hab gerade einen Artikel gelesen. Ein Grüner ist jetzt aus der Partei ausgetreten und hat einen Brandbrief an diese unerträgliche Barbock und den Ersatz-Jesus Habeck geschrieben. Er spricht von Laut von „konspirativen Hinterzimmertreffen mit Sektencharakter, Mobbing, Intrigen und Verleumdung.
Du weißt ja, wie sehr ich die Grünen hasse.
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Ja, eine unsägliche, pharisäerhafte Heuchelpest von (selbst-)verblendeten Volkserziehern… 😠
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Das beste heute ist, dass sich Gretel für Atomkraft ausgesprochen hat. Dabei hat KGE gestern Gretel erst religiös verklärt. Jetzt bin ich auf die Reaktionen gespannt!
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Muhahahahaha! 😂
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Die Grünen bei uns kann ich auch nicht ab!
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Bei uns gibt es in einem Dorf (!) neben der Kantonshauptstadt (die ich auch schon nicht als Stadt bezeichnen mag) eine Strasse (die Hauptstrasse), die als Klein-Istanbul bezeichnet wird – ich musste daher grad lachen über deine Bezeichnung Klein-Arabien.
Ich höre gesprochenes Arabisch gerne – eigentlich mag ich alle Sprachen – ich möchte nur nicht, dass die Sprecher alle hierher ziehen.
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Mache ich auch… Wenn ich in Gammelecken von Berlin muss, kleide ich mich bewusst schlecht und trage keinen Schmuck.
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Besser ist das… 🙂
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Wie gut, dass ich eher wie die Kelly Family daher komme (optisch wirke ich in Alltagsklamotten sehr öko, weil das einfach das ist, was ich gerne trage), ich falle selten auch – Schmuck trage ich nur billigen, ausser dem Nasenstecker, doch das sieht man nicht, dass das ein Saphir in Weissgold ist, das weiss nur ich 😀
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Da siehste mal, was der Zettmok so alles auslöst 😉.
Pass mal gut auf dich auf da, du Nachtwandler 😉. Das sind auch nicht alles Chorknaben bei euch 🥴. Heute ist Vollmond, da würde ein Spaziergang sicher auch reizvoll sein 😊
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Morgen ist Vollmond gemäss meinem Mondkalender?
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Meiner sagt heute 🤔
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HMPFZ – da ist guter Rat teuer, meiner sagt 21.03. um 2.43 – egal, schön rund war er vorhin beim Heimfahren jedenfalls.
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Lustig – meiner sagt, es gibt zwei Tage Vollmond – 20. und 21. 🤭😳. Egal, so oder so ein schöner Anblick 😊
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Meine Güte – auf nichts ist mehr Verlass, nicht mal auf den Mond.
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Inzwischen sind’s sogar schon 61 Kommentare unter jenem Eintrag… 🙂 Falls der Chorknabe statt Dur oder Moll allzu lautstark Maqam singen sollte, bekommt er von mir ein Rachenerfrischungsspray mit Pfeffergeschmack verbretzelt… 😁
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So ist’s recht 👍😁
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Ich lasse Autogrammkarten drucken.
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Die Gretel proAKW? Ich hoffe, das war bloß ein Übersetzungsfehler. 😳
So eine Wahnsinnsmeile hätt ich allenfalls per Pedes hinter mich gebracht, zu Fuß bin ich faul.
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