#0140[1050]
Schon wieder anderthalb Wochen lang kein Lebenszeichen an dieser Stelle – bloggt der überhaupt noch? Ja tut er. Nur momentan selten. War die letzte Zeit viel unterwegs – u.a. in Berlin-Kreuzberg:
Kreuzberg verändert sich allmählich – die Gentrifizierung schreitet voran. Inzwischen sieht man in den dortigen Straßen erheblich mehr Maserati-Fahrer, als waschechte Punker. Der authentische Anarcho-Schick früherer Zeiten mutiert schleichend zur Abenteuerspielplatz-Dekoration für junge Bagpacker aus Übersee. Vegane Quinoa-Burger statt Dosenbier. Man hört in den Cafés mehr Englisch als Türkisch, mehr Spanisch als Deutsch. Euphorisches Geplapper über Businesspläne. Start-ups in den Startlöchern.
Wer bereits erfolgreich durchgestartet ist, der parkt in Kreuzberg direkt vor der Wohnung in der ersten Etage:
„Carloft“ heißt so etwas auf Neudeutsch – mit dem Aufzug gelangt die Karre direkt bis vor die Wohnungstür, wo sie halbwegs sicher vor Gentrifizierungskritikern ist, die schon mal mit dem Molotow-Cocktail auf gute Nachbarschaft anstoßen… Ihr seht dort also tatsächlich ein Auto auf dem Balkon stehen.
Natürlich gibt es noch Fragmente des alten Kreuzbergs – etwa den legendären Music-Club „SO36“, der seinen Namen vom gleichnamigen historischen Postzustellbezirk „Berlin SO 36“ hat:
Einst war das eine Kultstätte von Punk und New Wave…
Fast zufällig stolperte ich dort in der Nähe übrigens über jenen Laden, den mein Blogger-Kollege Inorbit einst als Profilbild nutzte – die „Weinhandlung Suff“:
Inorbit traf ich in X-Börg nach zweijähriger Pause auch auf ein gutes Stündchen wieder, das wir vor dem „Hühnerhaus“ Geflügel mampfend und anschließend mit einem kurzen Kiez-Spaziergang verbrachten. War für uns einstige Wahlberliner eine kleine Zeitreise. Ihn hat es mittlerweile bekanntlich eine halbe Stunde Regionalbahnfahrt weit aus der Hauptstadt verschlagen, mich ein paar Jahre zuvor gleich dreieinhalb ICE-Bahnstunden weit weg. Nostalgie.
Stimmt – die Hl. Madonna in der spirituösen Auslage hab ich sofort mit Inorbit assoziiert. 🍷 Ist ja oberhalb auch noch innerhalb einer Kollage zu sehen. 😎 Wie skurril! 😉 Ach – und die Blumentöpfe sind alle pflanzenleer. Nix drin. Ò_ó
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Carlofts finde ich ekelig. Bah. Die stinkende Karre direkt vorm Fenster statt Pflanzen und halbwegs frische Luft. Ich habe dieses Konzept noch nie „verstanden“.
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Ist doch praktisch, (Alpha)man(n) kann sich dann gleich einen runterholen, wenn der Blick aus dem Wohnzimmerfenster direkt auf den ersten selbstbezahlten Bentley fällt… 😆
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früher oder später wird die yuppisierung auch den potse-kiez erfassen, wo ich wohne. erste zeichen sind sichtbar. der kapitalismus ist eine verfluchte dampfwalze, die die geringverdienenden vor sich hertreibt.
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Es ist zu befürchten, dass Berlin ganz langfristig den Weg fast aller Hauptstädte gehen wird, die auch jeweils meistens die „teuerste“ Stadt ihrer jeweiligen Länder sind… Da ist noch viel Luft nach oben, wenn man sich etwa London anschaut, wo bereits in etwas schlechter beleumundeten Innenstadtvierteln eine 35-Quadratmeter-Bude 2500 Euro Monatsmiete kostet… 😠
Hoffentlich bleibt Dir das noch lange erspart! Allerdings hat sich die Miete in meinem alten Kiez seit meinem Wegzug dort vor acht Jahren auch schon mehr als verdoppelt, vermutlich sogar inzwischen schon annähernd verdreifacht.
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ich mache mir keine illusionen. auf der anderen seite: solange die araber, türken und polen, die in meiner nachbarschaft wohnen, sich die miete leisten können, sollte ich auch noch klarkommen. können doch nicht alle verbrecher sein.
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Sogar Kreuzberg frisst der Event-Kapitalismus langsam auf. Es ist aber immer noch schön dort. Noch.
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http://www.taz.de/!5031604
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